Deutschland steht vor einer potenziell weitreichenden Änderung für Hausbesitzer: Die Einführung einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung. Angesichts zunehmender Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Starkregen, die in den letzten Jahren Milliardenschäden verursachten, diskutiert die Regierung eine Lösung, um Bürger besser zu schützen und den Staat zu entlasten.
Pflichtversicherung für Hausbesitzer: Eine Notwendigkeit?
Die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, bei der viele unversicherte Hausbesitzer auf staatliche Hilfen angewiesen waren, hat die Debatte um eine Pflichtversicherung neu entfacht. Bislang sind nur etwa 50 Prozent der Gebäude in Deutschland gegen Elementarschäden versichert. Die schwarz-rote Koalition plant nun, die Elementarschadenversicherung fest an die Wohngebäudeversicherung zu koppeln. Dies würde bedeuten:
- Neugeschäft: Neue Wohngebäudeversicherungen werden nur noch mit Elementarschadenabsicherung angeboten.
- Bestandsgeschäft: Bestehende Wohngebäudeversicherungen sollen zu einem Stichtag um eine Elementarversicherung erweitert werden.
Kosten und soziale Gerechtigkeit
Die Einführung einer solchen Pflichtversicherung wirft Fragen bezüglich der Kosten auf. Schätzungen zufolge könnten die jährlichen Beiträge je nach Gefahrenzone um 120 Euro bis über 1600 Euro steigen. Dies könnte insbesondere für Eigentümer in Hochrisikogebieten eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Verbraucherschützer fordern daher sozial gestaffelte Beiträge und faire Opt-out-Regelungen, um eine Überforderung von Geringverdienern zu vermeiden. Zudem wird befürchtet, dass Vermieter höhere Versicherungskosten auf die Nebenkosten umlegen könnten, was Mieter indirekt belasten würde.
Das französische Modell und staatliche Rückversicherung
Als Vorbild dient oft das französische Modell, das seit 1982 eine Elementarversicherung vorsieht und als vergleichsweise günstig gilt. Um die Bezahlbarkeit der deutschen Pflichtversicherung zu gewährleisten, ist eine staatliche Rückversicherung geplant. Diese soll einspringen, wenn die Schäden so hoch sind, dass die Versicherer sie nicht mehr alleine tragen können. Kritiker warnen jedoch, dass dies letztlich wieder den Steuerzahler belasten könnte, was einer doppelten Belastung für Eigentümer und Mieter gleichkäme.
Prävention statt nur Versicherung
Neben der Versicherungspflicht betonen Experten und Verbände die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen. Eine Versicherung kann lediglich finanzielle Schäden ausgleichen, nicht aber Naturkatastrophen verhindern. Forderungen nach besserem Hochwasserschutz, angepasster Bauleitplanung in gefährdeten Gebieten und klareren Haftungsregeln für planende Körperschaften werden laut. Die Versicherungsbranche selbst, die sich lange gegen eine Pflichtversicherung gewehrt hat, sieht Prävention als entscheidenden Faktor für einen wirksamen Schutz.
Offene Fragen und Ausblick
Ob eine Opt-out-Lösung, bei der sich Versicherungsnehmer aktiv gegen den Schutz entscheiden könnten, implementiert wird, ist noch unklar. Eine solche Regelung würde die Pflichtversicherung de facto abschwächen. Die genaue Ausgestaltung der Pflichtversicherung und ihr Inkrafttreten werden sich in den kommenden Monaten entscheiden. Fest steht, dass Naturgefahren zur neuen Normalität werden und ein umfassender Versicherungsschutz immer wichtiger wird.
Quellen
- Koalition plant neue Pflichtversicherung: Das könnte Verbrauchern bevorstehen, Frankfurter Rundschau.
- Schwarz-Rot plant Pflichtversicherung – Millionen könnten betroffen sein, Merkur.
- Wird das die echte Pflichtversicherung gegen Elementarschäden?, das investment.
- Zwangsversicherung für Wohnhäuser: Bis zu 1600 Euro Extra-Kosten | Politik, BILD.
- Merz-Regierung will Hausbesitzer mit Pflichtversicherung schützen, WA.de.