Angesichts steigender Kosten und drohender Defizite hat Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) eine Expertenkommission zur Reform der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) eingesetzt. Die Kommission, bestehend aus zehn Wissenschaftlern, beginnt am 25. September mit ihrer Arbeit und soll bis März 2026 erste Vorschläge zur Stabilisierung der Finanzen vorlegen. Ziel ist es, das Ausgabenwachstum zu reduzieren und die Einnahmenseite zu stärken, um jährliche Beitragssteigerungen zu durchbrechen.
Eckpunkte der GKV-Reform
- Eine Expertenkommission aus zehn Wissenschaftlern nimmt am 25. September die Arbeit auf.
- Bis März 2026 sollen erste Vorschläge zur kurzfristigen Stabilisierung der GKV-Finanzen vorgelegt werden.
- Bis Ende 2026 ist ein zweiter Bericht mit Vorschlägen für strukturelle Anpassungen geplant.
- Leistungskürzungen werden zur kurzfristigen Stabilisierung nicht ausgeschlossen.
Finanzielle Herausforderungen der GKV
Die gesetzlichen Krankenkassen stehen seit Jahren unter finanziellem Druck. Für das kommende Jahr wird eine Deckungslücke von vier Milliarden Euro erwartet, die ohne Gegenmaßnahmen bis 2027 auf einen zweistelligen Milliardenbetrag anwachsen könnte. Im Vorjahr verzeichneten die Kassen bereits ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro, was zu deutlichen Beitragssatzerhöhungen führte. Ministerin Warken betonte, dass die Belastungsgrenzen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber erreicht seien und der Automatismus jährlicher Beitragssteigerungen durchbrochen werden müsse.
Mögliche Maßnahmen und Debatten
Zur kurzfristigen Finanzierung schloss Warken zusätzliche Mittel aus dem Bundeshaushalt sowie ein "Spargesetz" nicht aus. Gespräche mit dem Koalitionspartner SPD laufen. Parallel zur Arbeit der Kommission wird über verschiedene Ansätze diskutiert. So wurde die Idee eines Basistarifs in der GKV ins Spiel gebracht, zu dem Versicherte individuell Zusatzleistungen buchen könnten. Kritiker befürchten dadurch eine weitere Spaltung des Systems. Andere Stimmen, wie der GKV-Spitzenverband, sehen die Ursache für die Finanzprobleme eher in kostentreibenden Strukturen im Gesundheitswesen und fordern grundlegende Reformen statt Tarifdiskussionen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnte davor, die Grundversorgung zu einer Minimalversorgung zu degradieren.
Ausblick und Koalitionsvereinbarung
Die Einsetzung der Kommission war Teil des Koalitionsvertrags. Ursprünglich war ein längerer Zeitrahmen bis 2027 vorgesehen, doch der Handlungsdruck hat eine frühere Erarbeitung von Vorschlägen notwendig gemacht. Die Ministerin betonte, dass die Kommission "frei und ohne Denkverbote" arbeiten soll, um nachhaltige Lösungen für die Stabilisierung der GKV zu finden.
Quellen
- Gesetzliche Krankenversicherung : Experten sollen Finanzreform für Krankenversicherung erarbeiten, DIE ZEIT.
- Reformkommission zur Krankenversicherung beginnt im September mit ihrer Arbeit, Biermann Medizin.
- WirtschaftsWoche, WirtschaftsWoche.
- Diskussion um Basistarif, Leistungskürzungen nicht ausgeschlossen – News –
Deutsches Ärzteblatt, Deutsches Ärzteblatt. - Bundesgesundheitsministerin Warken setzt Kommission für Reform der gesetzlichen
Krankenversicherung ein, Deutschlandfunk.