In Deutschland scheitern zahlreiche Anträge auf Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU-Versicherungen) aus unerwarteten Gründen. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass nicht nur gesundheitliche Vorerkrankungen, sondern auch unzureichende Informationen und Missverständnisse bei der Antragstellung häufig zu Ablehnungen führen.
Wichtige Erkenntnisse
- Hohe Ablehnungsquote: Viele Anträge werden abgelehnt, oft aufgrund fehlender Reaktionen der Antragsteller oder unzureichender Nachweise.
- Psychische Erkrankungen: Menschen mit psychischen Vorerkrankungen haben oft Schwierigkeiten, eine BU-Versicherung abzuschließen.
- Long-COVID: Die Auswirkungen von Long-COVID auf die Berufsunfähigkeit sind noch nicht ausreichend geklärt.
Gründe für die Ablehnung von Anträgen
Die Gründe für die Ablehnung von Anträgen auf Berufsunfähigkeitsversicherungen sind vielfältig. Eine Analyse zeigt, dass die häufigsten Ursachen wie folgt sind:
- Keine Reaktion des Antragstellers (38,22 %): Oft reagieren Antragsteller nicht auf Anfragen der Versicherung, was zu einer Ablehnung führt.
- Nicht Erreichen des Berufsunfähigkeitsgrads (33,55 %): Viele Antragsteller können nicht nachweisen, dass sie zu mindestens 50 % berufsunfähig sind.
- Verletzung der Anzeigepflicht (8,26 %): Unvollständige oder falsche Angaben im Antrag können zur Ablehnung führen.
- Sonstige Gründe (11,24 %): Dazu zählen Fälle von Anfechtung oder Betrug.
Herausforderungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Psychische Erkrankungen sind mittlerweile die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit. Dennoch schließen viele Versicherungen diese Risiken aus oder bieten nur eingeschränkten Schutz an. Eine Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer zeigt, dass:
- Drei von 45 Anbietern einen Vertrag ablehnen, wenn der Antragsteller psychotherapeutisch behandelt wurde.
- 33 Anbieter die Leistungen stark einschränken, was oft zu langen Wartezeiten führt.
Diese Diskriminierung führt dazu, dass viele Menschen in finanziellen Schwierigkeiten geraten, wenn sie aufgrund psychischer Erkrankungen berufsunfähig werden.
Long-COVID und seine Auswirkungen
Die Corona-Pandemie hat viele Menschen mit Long-COVID zurückgelassen, die anhaltende Symptome aufweisen. Die Unsicherheit über die Anerkennung von Long-COVID als Berufsunfähigkeit ist groß. Wichtige Punkte sind:
- Individuelle Prüfung: Jeder Fall muss individuell betrachtet werden, da die Symptome variieren.
- Ärztliche Nachweise: Um eine BU-Rente zu erhalten, sind umfassende medizinische Gutachten erforderlich.
Fazit
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein wichtiges Sicherheitsnetz, das jedoch viele Hürden aufweist. Antragsteller sollten sich der Risiken bewusst sein und sicherstellen, dass sie alle erforderlichen Informationen bereitstellen. Eine rechtzeitige rechtliche Beratung kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und die Chancen auf eine erfolgreiche Antragstellung zu erhöhen.
Die Notwendigkeit einer Reform im Versicherungswesen wird immer deutlicher, um die Lücken im Schutz für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Long-COVID zu schließen.
Quellen
- Menschen mit psychischen Vorerkrankungen benachteiligt – Deutsches Ärzteblatt, Deutsches Ärzteblatt.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Long-COVID, Post-COVID – Wann zahlt die Versicherung?, Anwalt.de.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Warum der Versicherer die BU-Rente nicht einfach befristen darf, procontra.
- BU-Versicherung: So viele Anträge scheitern – oft aus überraschenden Gründen – Sparten, Versicherungsbote.
- Versicherungsnehmer verliert Anspruch auf Berufsunfähigkeitsversicherung, Anwalt.de.